Besser Bodyneutrality statt Bodypositivity (2025)

Internationaler Antidiättag

Besser Bodyneutrality statt Bodypositivity

Besser Bodyneutrality statt Bodypositivity (1)

US‑Sängerin Lizzo ist in den USA eines der Vorbilder der Bodypositivity-Bewegung.

Quelle: dpa/Marcus Brandt

Der Antidiättag soll an die Gefahren von Diäten erinnern. Ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper sei der beste Schutz vor Essstörungen, betonen auch Experten und Expertinnen. Das beste Konzept sei aber nicht die im Netz propagierte Bodypositivity, sondern eine neutralere Haltung.

Der 6. Mai ist internationaler Antidiättag (engl.: No diet day). In Social-Media-Kampagnen wird an diesem Tag in vielen Ländern der Welt darauf hingewiesen, wie gefährlich und schädlich Diäten und das Streben nach bestimmten Körperidealen sein können. Ins Leben gerufen hatte den Anti-Diät-Tag 1992 die britische Autorin Mary Evans Young. In London organisierte sie damals ein Picknick, bei dem Frauen Sticker mit der Aufschrift „Ditch your diet“ (dt.: Hör mit deiner Diät auf) trugen – und direkt zur Tat schritten. Evans Young litt zuvor an Magersucht und wollte nun andere Frauen vor den Gefahren von Essstörungen warnen.

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Heute, mehr als 30 Jahre später, gibt es viele, vor allem weibliche Aktivisten, die für die Abkehr von Diäten und für die Akzeptanz verschiedener Körperformen werben. Übergewichtige Influencerinnen posten Fotos von sich selbst in körperbetonter Kleidung, um zu zeigen, dass sie sich nicht verstecken wollen. „Big ist beautiful“ (Dick ist schön) wurde zum beliebten Slogan einer Bewegung, die sich selbst als „Fat-Acceptance-Movement“ bezeichnet. Propagiert wurde Bodypositivity: Die Idee, dass jeder unabhängig von Gewicht und Figur sein Aussehen und seinen Körper lieben und schön finden soll.

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Besser neutral als positiv

Hilfsmittel sind dabei erlaubt: So setzen sich Bodypositivity-Influencerinnen in der Regel ebenso gekonnt in Szene wie ihre dünneren Kolleginnen und optimieren ihre Bilder oft mit Make‑up und Filtern. Viele bewerben spezielle Pluz-Size-Mode. Die übergewichtige amerikanische Sängerin und Grammy-Gewinnerin Lizzo zum Beispiel hat ihre eigene Shape Wear entworfen: körperformende, kaschierende Unterwäsche speziell für dickere Frauen.

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Auch bei der Therapie von Essstörungen geht es darum, das psychische Wohlbefinden zu steigern. Je wohler sich jemand fühle, desto besser sei er vor Essanfällen geschützt, sagt zum Beispiel Elisabeth Rauh, Fachärztin für Psychotherapie und Vorstandsmitglied im Bundesfachverband Essstörungen. Allerdings stellen viele Experten und Expertinnen für Essstörungen und Adipositas eben infrage, ob die im Netz präsentierte Art von Bodypositivity dicken Menschen wirklich hilft, sich besser zu fühlen. Zwar weisen auch sie seit Jahren darauf hin, dass das dünne Schönheitsideal, dem in den Medien und der Modewelt immer noch überwiegend gehuldigt wird, tatsächlich schädlich ist. Die beste Haltung zum eigenen Aussehen ist aber ihnen zufolge nicht die Bodypositivity, sondern eher die Bodyneutrality. Was genau ist damit gemeint?

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Während Bodypositivity besagt, jeder könne und sollte seinen Körper immer schön finden, egal, wie der aussieht, steht Bodyneutrality für einen anderen Ansatz. Es geht darum, sich weniger auf das Aussehen des Körpers zu konzentrieren und mehr darauf, welche Dienste er für uns leistet, und wie gesund er ist. „Um ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper zu erreichen, sollte anstelle des Aussehens dessen Funktion im Mittelpunkt stehen“, heißt es in einer Stellungnahme, in der sich die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) im vergangenen Jahr für Bodyneutrality aussprachen. Dies könne sowohl die Prävention als auch die Therapie von Gewichtsstörungen positiv beeinflussen.

Die Bodypositivity-Bewegung sei zwar eine verständliche Schutzreaktion auf die weit verbreitete Stigmatisierung der Betroffenen und habe eine größere Vielfalt von Körpertypen in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. „Dennoch bleibt eine starke Betonung des Aussehens bestehen. Die Anforderung, den eigenen Körper stets zu lieben, ist für viele Menschen entmutigend, besonders wenn sie in Wahrheit nicht völlig zufrieden mit ihrem Aussehen sind“, heißt es in der Stellungnahme.

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Wertschätzung von Aussehen loslösen

Gewichtsstörungen sollten zudem nicht verharmlost werden. Adipositas bleibe eine behandlungsbedürftige Erkrankung, die mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Folgekrankheiten einhergehe. Ein neutraleres Verhältnis zum Aussehen sei daher besser als ein verherrlichendes. Das bedeutet: Adipöse Menschen können und sollten sich selbst schätzen, ohne dass sie ihren Körper schön finden müssen.

„Die Body Neutrality ist inklusiver, da die Wertschätzung für den eigenen Körper hier losgelöst von ästhetischen Gesichtspunkten erfolgt. Dadurch wird der Körper nicht länger als Objekt der Schönheitsvorstellungen betrachtet. Es geht vielmehr um die Wertschätzung des eigenen Körpers auf der Grundlage dessen, was er zu leisten vermag“, so die Experten und Expertinnen. Diese Betrachtungsweise könne „Prävention und Therapie von Essstörungen und Adipositas erleichtern“ und „die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Betroffenen verbessern“. Ein gesünderes Verhältnis zum eigenen Körper sei auch bei extremem Untergewicht und Anorexie von zentraler Bedeutung. Wenn wir als Gesellschaft weniger auf Schönheitsideale fokussiert wären, sondern „den Erhalt der gesunden Körperfunktion“ in den Vordergrund rücken würden, sei „viel gewonnen“, heißt es in der Stellungnahme.

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Author: Frankie Dare

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